Betriebsformen und Vertriebsformen

Worin liegt der Unterschied?

Schulfach: Warenbezogene Prozesse, 1. Lehrjahr  

Wer sich die Geschäfte mal genauer angeguckt hat, dem ist bereits aufgefallen, dass sich die Geschäfte zum Beispiel nach Größe, Sortiment, Bedienungsform, Warenpräsentation, Preis und Standort stark unterscheiden. Für diese verschiedenen Betriebsformen und Vertriebsformen gibt es Fachbezeichnungen, auf die ich in diesem Artikel genauer eingehe.

Die Vertriebsformen

Bei den Vertriebsformen wird danach klassifiziert, auf welchen Weg die Ware vertrieben wird. Wird an einem festen Standpunkt verkauft? Wird die Ware geliefert?

Der stationäre Handel (Ladenhandel)

Zum stationären Handel zählen die typischen Geschäfte mit einem festen Standort, die man als Kunde zu den Öffnungszeiten betreten und darin einkaufen kann.
Beispiele: Supermarkt, Kiosk, Tankstelle

Der ambulante Handel

Der ambulante Handel ist an keinen festen Standort gebunden. Der Einzelhändler verkauft seine Ware an verschiedenen Orten wie zum Beispiel auf Märkten oder an Haustüren.
Beispiele: Straßenhandel, Markthändler (z. B. Trödelmarkt), Eismann mit Wagen

Der Versandhandel

Der Versandhandel hat kein Geschäft das die Kunden betreten können. Sie bestellen stattdessen die Ware über Internet, Telefon oder per Post beim Einzelhändler und bekommen die Ware geliefert. Bezahlt werden kann meistens per Überweisung, Nachnahme, Paypal oder Kreditkarte.
Beispiele: Internetshop mit CDs und DVDs, Elektronik Versandkatalog

Der Automatenhandel

Wie der Name schon sagt, wird hier die Ware über einen Automat verkauft. Überwiegend werden so Zigaretten, aber auch Getränke, Snacks und vieles mehr verkauft. Ein großer Vorteil der Automaten ist, dass sie grundsätzlich rund um die Uhr bedient werden können und kein Personal für den Verkauf benötigen. Automaten sollten stets ausreichend gefüllt und betriebsbereit sein.
Beispiele: Zigarettenautomat, Snackautomat, Cola-Automat, Kaffee-Automat, Kaugummi-Automat

Die Betriebsformen

Fachgeschäft
Ein Fachgeschäft ist im Vergleich zu einem Supermarkt meistens eher klein. Verkauft wird überwiegend mit Bedienung. Es werden Waren aus einer bestimmten Branche (z. B. Schuhe) zum Verkauf angeboten. Das Sortiment ist zwar schmal, aber tief. Das heißt, es werden viele verschiedene Arten, Preislagen und ergänzende Dienstleistungen zur Branche angeboten.
Beispiele: Schuhgeschäft, Schreibwarenladen, Büchergeschäft

Spezialgeschäft

Spezialgeschäfte sind ähnlich wie Fachgeschäfte, doch unterscheiden sich darin, dass sie noch ein schmaleres und noch tieferes Sortiment anbieten. Es gibt also zum Beispiel ausschließlich Damenbekleidung für Frauen mit Übergröße oder nur Computerkonsolenspiele.
Beispiel: Herrenschuhgeschäft, das ausschließlich Sportschuhe führt.

Supermarkt

Umgangssprachlich wird die Bezeichnung Supermarkt häufig verwendet. Jedoch zählt in der Verkaufslehre nicht all das auch als Supermarkt. In einem Supermarkt werden größtenteils Lebensmittel und zusätzlich einige Non-Food-Artikel auf einer Verkaufsfläche von mindestens 400 Quadratmetern überwiegend in Selbstbedienung verkauft. Ein normaler Supermarkt bietet zirca 3.000 bis 4.000 Artikel an.
Beispiele: Edeka, Rewe

Discounter

Ein Discounter ist ähnlich strukturiert wie ein Supermarkt. Allerdings sind die Verkaufspreise deutlich niedriger als beim Supermarkt. Deshalb ist auch die Einrichtung, die Warenpräsentation und oft leider auch die Personalbesetzung deutlich geringer als bei einem Supermarkt, was die Einkaufsqualität sinken lässt. Service- und Dienstleistungen sind bei Discountern selten zu finden. Das Sortiment umfasst meistens wie im Supermarkt Lebensmittel und einen kleineren Teil Non-Food, doch kann auch zum Beispiel nur Drogerieprodukte führen.
Beispiele: Aldi, Penny, Netto, Lidl

Warenhaus

Warenhäuser sind deutlich größer als Supermärkte und liegen meist verkehrsgünstig. Es werden Waren aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Textilien, Schmuck, Elektro, Sportartikel, Spielwaren und vieles mehr in einem Geschäft angeboten. Das Sortiment ist also breit und tief. Die Qualität der Artikel ist oft vergleichbar hoch mit denen die in Fachgeschäften angeboten werden. Verkauft wird teilweise in Bedienung, Vorwahl und teilweise in Selbstbedienung. Warenhäuser haben häufig mehrere Etagen und manchmal auch ein eigenes Parkhaus.
Beispiele: Kaufhof, Karstadt, Porta, Ikea

Kaufhaus

Kaufhäuser sind ähnlich wie Warenhäuser. Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass Kaufhäuser auf eine bestimmte Branche spezialisiert sind. Sie bieten zum Beispiel nur Bekleidung an.
Beispiele: H & M, C & A

Verbrauchermarkt oder SB-Warenhaus

Verbrauchermärkte sind wie ein riesiger Supermarkt. Sie befinden sich oft in Stadtrandlagen, haben ausreichend Parkplätz, und bieten meist über 5.000 Artikel auf mindestens 1.000 Quadratmeter Verkaufsfläche an. Größtenteils werden Lebensmittel angeboten, doch ein Teil an Non-Food Artikeln erweitert das Sortiment. In unmittelbarer Nähe zu Verbrauchermärkten sind oft kleinere Geschäfte wie zum Beispiel Bäckereien, Zeitungsläden und Dienstleister wie Friseure zu finden.
Beispiele: Kaufland, Real, Toom, Hit

Einkaufszentrum oder Shopping-Center

Ein Einkaufszentrum ist meist günstig gelegen und bietet dem Kunden auf einer riesigen Einkaufsfläche von mindestens 60.000 Quadratmetern mehrere verschiedene direkt beieinander angesiedelte Kaufhäuser, Fachmärkte, Fachgeschäfte, Dienstleister usw. Ein Einkaufscenter verfügt normalerweise über einen großen Parkplatz oder ein Parkhaus. Hausübergreifendes wie zum Beispiel die Reinigung und Instandhaltung der öffentlichen Bereiche, die Bewahrung der Sicherheit und teilweise auch die Werbung werden zentral geregelt.
Beispiele: Ruhr-Park (Bochum – 70.000 m²), Pausendorf Center (Leipzig – 115.000 m²), Gropius Passagen (Berlin – 85.000 m²), Huma Einkaufspark (Sankt Augustin – 42.000 m²)

Fachmarkt

In Fachmärkten werden auf einer relativ großen Verkaufsfläche Artikel aus einer bestimmten Branche angeboten. Die Verkaufsform ist überwiegend Selbstbedienung. Die Qualität der Artikel liegt im mittleren bis hohen Bereich.
Beispiele: Media Markt, Saturn Elektromarkt, Obi Baumarkt, Dursty Getränkemarkt

Off-Price-Store

Diese Geschäfte sind meistens relativ klein und bieten verschiedene Non-Food Artikel aus Versicherungsschäden oder Restposten zu günstigen Preisen an.

Beispiel: 1-Euro-Laden

Factory Outlet Store (Fabrik-Verkauf)

Hersteller die sonst Ihre Waren an Einzelhändler verkaufen, bieten teilweise in einem Factroy Outlet Store ihre Produkte an Endkunden an. Die Preise sind dort oft bis zu fünfzig Prozent günstiger als in einem anderen
Geschäft.
Beispiele: Haribo Outlet Store, Weko Feuerwerk Fabrikverkauf, Daniels Factory-Outlet Store (Mode)

Boutique

In einer Boutique werden höherpreisige Waren aus den Bereichen Mode, Schmuck und Antiquitäten angeboten. Die Warenpräsentation und Ladenausstattung ist meist sehr hochwertig. Die Verkaufsform ist Bedienung.
Beispiele: Schmuckgeschäfte, Juweliere

Gemischtwarengeschäft oder Kiosk

Es werden verschiedene Waren wie zum Beispiel Lebensmittel, Genussmittel, Zeitschriften und Zeitungen angeboten. Die Verkaufsform ist Selbstbedienung. Supermärkte verdrängen leider nach und nach die Gemischtwarengeschäfte.
Beispiele: Manni’s Kiosk, Tante-Emma Laden

Convenience-Store

Gemischwarengeschäfte führen überwiegend Waren des kurzfristigen Bedarfs. Sie ähneln Gemischtwarengeschäften, doch haben darüber hinaus längere Öffnungszeiten oder ein erweitertes Sortiment.
Beispiel: 24-Stunden-Laden

Shop-in-the-Shop

Shop-in-the-Shop ist im engeren Sinne keine Betriebsform. Es ist ein Geschäft in einem anderen Geschäft. Man erkennt es an den eigenen Kassen.
Beispiel: Reno Schuhgeschäft im Real Markt

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