Erklärungen und Voraussetzungen
Schulfach: Steuerung und Kontrolle, 2. Lehrjahr
Bei wirtschaftlichen Themen, wie etwa Bilanzen oder rechtlichen Hintergründen des unternehmenseigenen Gewerbes sehen sich viele aufgrund der Fülle an Vorschriften gezwungen, eine lange Recherche zu betreiben um die Diversität der Themen strukturiert zu verstehen.
Wenn Sie Neueinsteiger im Themenbereich Wirtschaft (Steuerung und Kontrolle) oder adäquater Buchführung sind, lesen Sie online nachfolgend einige Grundzüge, die bei der Bilanzerstellung, -analyse und -auswertung einen hohen Stellenwert einnehmen.
Pflicht zur Bilanz
Schon das Handelsgesetzbuch, genauer gesagt §242 Absatz 1, Satz 1 zielt darauf ab, das Kaufleute, die ein Gewerbe betreiben, die Pflicht auferlegt wird, eine Bilanz in Form der Gegenüberstellung aller Vermögens- und Kapitalposten aufzustellen. Es gibt natürlich viele weitere Paragraphen, die eingehend die Voraussetzungen verdeutlichen, welcher Kaufmann wann auch wirklich eine Bilanz zu erstellen hat.
Wie entsteht eine Bilanz?
Wenn jedoch eine Bilanz erstellt wird, dann muss vorhergehend erst einmal erläutert werden, wie diese entsteht. Grundsätzlich ist jedes Unternehmen damit beauftragt einmal im Geschäftsjahr eine sogenannte Inventur durchzuführen. Die Inventur ist eine Methode zur Ermittlung aller Vermögens- und Schuldposten, wobei in Betrieben durch messen, zählen, wiegen oder schätzen der Bestand ermittelt wird, der anschließend bewertet wird. Aus diesem Bewertungsverfahren ergibt sich das Inventar, welches strukturiert alle Posten auflistet und mit Bewertungsgrundsätzen belegt. Nach durchgeführter Inventur und dem Inventar ergibt sich schlussendlich die Bilanz – die mengenmäßige Übersicht aller Vermögens- und Schuldposten in Kurzform.
Wie ist der Aufbau einer Bilanz?
Der Aufbau dieser Bilanz ist in Aktivapositionen und Passivapositionen gegliedert. Die Bilanz stellt ein T-Konto dar, welches mit diesen Positionen gefüllt und strukturiert wird. Das T-Konto ist eine verkürzte Ansicht des Gesamtwerts einzelner Konten, welche vorab berechnet wurden. Als Aktiva werden alle Positionen bezeichnet, welche einen Vermögenswert im Unternehmen aufweisen. So gliedert sich die Aktivaseite zumeist in Anlage- und Umlaufvermögen. Gegenstände des Anlagevermögens sind beispielsweise Grundstücke, Gebäude, der Fuhrpark, oder BGA (die Betriebs- und Geschäftsausstattung). Das Umlaufvermögen beinhaltet alle Vermögensgegenstände die sich kurzfristig liquidieren lassen. Dort sind Positionen wie Bank, Kasse, oder Vorräte, sowie alle Rohstoffe, Hilfsstoffe oder Betriebsstoffe angegeben. Wichtig ist, dass auch die Reihenfolge der Aufstellung gegliedert ist. So stehen auf der Aktivaseite Vermögensposten, welche sich am schlechtesten liquidieren lassen ganz oben. Diejenigen, die sich am besten liquidieren lassen weit unten.
Die Passivaseite ist dadurch gekennzeichnet, dass Sie das Kapital darstellt. Allen Vermögenswerten auf der Aktivaseite müssen Kapitalwerte auf der Passivaseite entgegenstehen. Die Passivaseite wird grundsätzlich in Eigenkapital und Fremdkapital gegliedert. Während das Eigenkapital vom Unternehmer selbst in das Unternehmen investiert wurde, stellt das Fremdkapital Kredite dar, welche von Banken vergeben wurden, oder es bestehen sogenannte Verbindlichkeiten, d. h. kurzfristige Schulden, welche noch nicht beglichen wurden (Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen). Auch die Passivseite unterliegt einer festen Gliederung. So werden die Positionen nach Ihrer Fristigkeit oder Fälligkeit angeordnet. Dementsprechend stehen langfristige Schulden vor kurzfristigen Schulden.
Weiterhin ist es unabdingbar, dass sowohl die Summe aller Aktivapositionen gleichzeitig die Summe aller Passivapositionen darstellen muss. Dies bezeichnet man als sogenannte Bilanzwaage. Sollten Sie also in Übungsaufgaben keine Gleichheit der Endsummen erreichen, haben Sie den Hinweis darauf, einen Fehler gemacht zu haben.
Kennzahlen von Bilanzen
Darüber hinaus werden durch verschiedene Bilanzen viele verschiedene Kennzahlen ermittelt. Die Bilanzanalyse gibt dementsprechend Informationen über Liquidität und Erfolg des Unternehmens. Wenn Sie beispielsweise zwei Bilanzen miteinander vergleichen, dient Ihnen die eine als Eröffnungsbilanz (Beispiel: 01.01.2013), die andere als Schlussbilanz oder Jahresabschluss (Beispiel: 31.12.2013). Nun können Sie durch die Veränderungen der Periode feststellen, welchen Erfolg das Unternehmen erwirtschaftet hat.
Ist beispielsweise das Eigenkapital gestiegen, kann abgeleitet werden, dass eine höhere Eigenkapitalquote herrscht, oder sich der Gewinn des Unternehmens erhöht hat. Sinkt die Eigenkapitalquote, oder steigt der Betrag des Fremdkapitals weit über das Eigenkapital, dann finanziert sich das Unternehmen zum Großteil aus fremden Mitteln. Dies zeugt von einer Problematik, da hohe Zinszahlungen anfallen, welche Gewinne schmälern. Weitere Kennzahlen, die ermittelt werden können sind der Cash-Flow, Umsatzrentabilität, Eigenkapitalrentabilität, Anlagendeckungsgrade, Anlagenquoten oder die Wirtschaftlichkeit. Dies sind nur einige Kennzahlen unter sehr vielen, die zur Analyse herangezogen werden können.
Bilanzen lesen und strukturieren zu können ist schlussendlich kein Ziel, was nicht erreicht werden kann. Mit adäquatem Rüstzeug und einigen systematischen Rechnungsabgrenzungen können Bilanzen neutral gelesen und analytisch aufgearbeitet werden. Probieren Sie es doch einfach mal selbst.